Farben, zum Beispiel rot
Farben können auch Zeichen sein, Symbole, die für etwas anderes stehen oder solche farblich unterstützen. Über Farben und Farbsymbolik gibt es zahlreiche interessanter Erkenntnisse, aber auch viele triviale Pseudopsychologie. Die Deutung von Farben bewegt sich oft im Grenzbereich zu Scharlatanerie und Aberglauben. Farbsymbolik hat meistens einen kulturellen Hintergrund und wird zusätzlich von aktuellen gesellschaftlichen Trends beeinflusst. Farben können sehr unterschiedlich, oft situativ interpretiert werden und sind unter anderem auch Bestandteil von saisonal wechselnden Modeströmungen.
Farben sind das Konstrukt des Gehirns, ausserhalb von diesem existieren sie so nicht. Die Wahrnehmung von Farben ist eine subjektive Empfindung. Die Physik kann das Wesen der Farbe bis heute nicht umfassend erklären, eine einheitliche Definition kann die Wissenschaft nicht liefern. Zwischen der subjektiven Wahrnehmung und ihrer materialistischen Beschreibung gibt es eine Erklärungslücke. Farben lassen sich nicht auf neuronale oder physikalische Prozesse reduzieren. Auch in der Philosophie gehen die Thesen, was Farbe überhaupt ist, weit auseinander.
Zum Beispiel rot
Als Farbe von Blut, Feuer und Wärme verbindet Rot die Menschen mit sehr alten Erfahrungen. Rot erregt unter allen Farben die stärksten Emotionen und die höchste Aufmerksamkeit. Im Mittelalter war Rot die Farbe des Adels, aber auch die der Enthemmung und Wollust. Die Rothaarigkeit von Frauen galt in Hexenprozessen als Indiz für einen Pakt mit dem Teufel. Heute assoziieren wir, vornehmlich in Europa, Rot mit Schönheit, Liebe und Leidenschaft oder mit Hass. Es ist die Farbe der Kardinäle im katholischen Klerus und die Farbe der Hölle. Die der politischen Linken, des Sozialismus und Kommunismus und die Farbe der Sexualität, der käuflichen Liebe in den Rotlichtbezirke. Dass die rote Muleta des Matadors den Stier reize, ist aber kaum möglich, sind Stiere doch farbenblind. Rot signalisiert Gefahr und wird deshalb weltweit und kulturunabhängig bei Verbotsschildern im öffentlichen Verkehr, bei Alarmknöpfen, Blinklichtern usw. eingesetzt. Rot ist auch auf über 70% aller Nationalflaggen auf der Welt zu finden, meistens unabhängig von politischen Ausrichtungen.
Farben sind heute ein fester Bestandteil von Zeichen und Symbolen. Sie helfen uns, Zeichen zu verstehen, um im Alltag besser klar zu kommen, wie zum Beispiel Verkehrszeichen, Signalisationen, Markierungen usw.
Von den Millionen Zeichen aller Art, die wir täglich sehen, sind die allerwenigsten selbsterklärend. Und Farbsymbolik hilft dabei kaum, ihre Interpretationsmöglichkeiten sind zu schwammig und beliebig. Weil Zeichen immer auch in einem kulturellen Kontext zu sehen sind (wie zum Beispiel Schriftzeichen und Symbole) und weil die Formensprache meistens abstrakt ist, lassen sie keine Deutung ohne zusätzliche Erklärung zu. Ohne zugeordnete Bedeutung sind Zeichen oft nur noch abstrakte Formen, allenfalls noch mit einer einheitlichen oder ähnlichen Typologie der Formensprache und Farbcodes.
Die Farbigkeit meiner Zeichen hat keinerlei symbolische Bedeutung. Die Farbwahl wird von Bild zu Bild oder von Gruppe zu Gruppe spontan neu definiert und folgt keinem Konzept. Wenn zum Beispiel eine 16er Gruppe nicht monochrom, sondern bunt gemalt ist, können durch die Möglichkeit des individuellen Platzierens der Bilder innerhalb der Gruppe nicht nur das Zeichenbild, sondern auch die Farbkombinationen verändert werden. Damit schliesse ich meine Bilder von der Frage der Beziehung zwischen Psychologischem und Physikalischem bei Farben bewusst aus.